Rosenheimer Familienschicksale im Dritten Reich – Von Liebe und Hoffnung, Teil 2

Vergangene Woche hatten wir in der rfo-Süd-Kultur die Rosenheimer Autorin Raphaela Höfner zu Gast. Norbert Haimerl sprach mit Ihr über den ersten Teil Ihres Buches über eine verlorene Liebe im Rosenheim zur Nazi- Zeit, über der Beziehung der arisch-deutschen Hannah Sedlmayr und des Juden Jakob Sternlicht. Heute geht es im Studio mit Norbert Haimerl um den tragischen Fortgang der Geschichte und ein vorläufiges Ende in Polen. Aber Raphaela Höfner schreibt gerade an einem zweiten Buch über ein dunkles Kapitel Rosenheimer Geschichte.

Liebe und Hoffnung ist der Titel des ersten Buches von Raphaela Höfner. Und beides gibt es noch als Hannah Sedlmayr und Jakob Sternlicht die 3. Klasse des Humanistischen Gymnasiums in Rosenheim besuchen. Aber da tragen die Schulfreunde, etwa Herbert Bauer aus der 7. Klasse, da schon stolz die Uniform der Hitlerjugend. Und die Lehrer tragen das Hakenkreuz im Klassenzimmer. Beim Lehrer Alfons Seibl wird im Deutschunterricht Goethes „Faust“ weggepackt zu Gunsten von Hitlers „Mein Kampf“.

Und Hannah und ihre Freundinnen zieht es zum Bund deutscher Mädchen, aber ihr jüdischer Freund Jakob darf nicht zur Hitlerjugend.

Der Rosenheimer SS-Mann Winter hat schon 1933 das Ziel, die führenden Rosenheimer auf die Seite der Nazis zu ziehen. Anwälte, Architekten, Selbstständige, Ärzte – auch den Arzt Sedlmayr, den Vater von Hannah, der seine Medikamente vom jüdischen Apotheker Sternlicht bezieht.

Am 28. Feb. 1933 diskutieren die Sedlmayrs den Brand des Reichstags und erteilen sich selbst Sprechverbote, auch weil die Nazis schon am 8. März 1933 die Hakenkreuzflagge auf dem Rosenheimer Rathaus hissen.

Da durchsuchen SS, SA schon Rosenheimer Wohnungen, Kommunisten und Sozialdemokraten werden verhaftet, dass das Aiblinger Gefängnis im Amtsgericht platzt schon aus allen Nähten.

Der Biologie-Unterricht von Hannah wird vom Nazi-Regime bereits im April 1933 ersetzt durch Rassenkunde. Da werden vermeintlich jüdische Rassenmerkmale verhandelt, zum Beispiel Skelettverformungen, Zwergwuchs, Quadratschädel, X- oder O-Beine, die Juden ungeeignet für das Marschieren machen sollen.

Der SS-Mann Winter macht in Rosenheim Karriere, wird Ortsgruppenleiter und träumt von der kleinen Stadt als Sprungbrett – während erste Hakenkreuze an jüdischen Geschäften auftauchen und in der Reichskristallnacht 1939 Rosenheimer Geschäfte brennen und die Schaufenster Apotheke der Familie Sternlicht splittern.

Es gibt erste Gefangennahmen von Juden, die in das Außenlager Stephanskirchen und nach Dachau deportiert werden…