Georg Weiss aus Otting am Waginger See verbrachte seine Jugend auf dem Einödhof seiner Eltern – als Knecht, als billige Arbeitskraft. Im Oktober 1942 wird er zum Reichsarbeitsdienst einberufen, danach muß er an die Ostfront. Im Interviewbuch „Irgendwie überlebt“ berichtet er vom Kampf gegen Partisanen in der Ukraine – von Gräueltaten der Wehrmacht, die Menschen im Schlaf überfallen und erbarmungslos erschossen hat.
Georg Weiss hat den Zweiten Weltkrieg irgendwie überlebt, seinen Seelenfrieden hat er danach nicht mehr gefunden.
Sein Leben war zu Beginn geprägt vom Leben auf dem Hof der Eltern, erste Wertschätzung erfuhr er auf der Landwirtschaftsschule, aber den Hof durfte er als Drittgeborener nicht übernehmen. Als das Hakenkreuz im Dorf Einzug hält, ist die nationalsozialistische Partei schon allgegenwärtig. Im Alter von nur 18 Jahren geht es für Georg Weiss im Oktober 1942 zum Reichsarbeitsdienst nach Augsburg. Dann heißt es: die Lücken schließen für die Wehrmacht an der Ostfront. Mit seinen Kameraden wird Georg Weiss erzogen zu gefügigen, nicht selbstständig denkenden, alle Befehle ausführenden Kampfmaschinen.
Georg Weiss kämpft gegen Partisanen in Kiew und am Dnjepr. Da feiert die Daheimgebliebenen in Otting schon an die tausend Heldengottesdienste.
Der Wehrmachtssoldat entwickelt Sympathien für seine Gegner, muss aber ganze Dörfer dem Erboden gleich machen. „Die im Schlaf überfallenen Menschen, die zu fliehen versuchten, wurden erbarmungslos erschossen“, sagt er im Interviewbuch von Klaus G. Förg.
Gegen Ende des Krieges muss er 1000 Mann ohne Sanitäter zurückgelassen, am 20. Juli 1044, beim Attentat auf Adolf Hitler hätte er sich wie die meisten seiner Kameraden den Tod des Führers gewünscht. Für ihn aber geht es an die Front nach Rumänien, nach einer Verletzung flieht Georg Weiss aus dem Lazarett und entgeht in Zivilkleidung der Gefangenschaft.
Nach Kriegsende ist er zu Fuß unterwegs, von Garmisch über Bad Tölz zurück in die Heimat. Und auf dem Weg nimmt ihn dann ein amerikanischer Besatzungssoldat mit seinem Fahrzeug mit an den Chiemsee, nach Bernau.